Von der Idee auf die Leinwand 2

Von der Idee auf die Leinwand 2

Autor: Felix

Rubrik: Aktuelles, Thema

Wie kommt eine Idee auf die Kinoleinwand? Was passierte beim Dreh? Wie überzeugte der Regisseur die Stars, ohne Gage zu spielen? Und wie geht es nach dem Dreh weiter?Das und vieles mehr kommt seit März in jeder Ausgabe des Kinomagazins Abspann der Lochmann Filmtheaterbetriebe zur Sprache. Seien Sie dabei und begleiten Sie DIE ENTBEHRLICHEN von der Idee bis auf die Kinoleinwand!

Teil 2: Von der Idee zum Film… oder: Wie ich die Stars überzeugte, ohne Gage zu spielen

  In der Filmwelt herrschen zwei Meinungen vor: Die einen sagen, du brauchst ein gutes Drehbuch, dann kann dir beim Drehen nicht allzu viel passieren; die anderen sagen, mit der Besetzung steht und fällt der Film. Aus meiner Erfahrung als Schauspieler würde ich behaupten, dass ein schwaches Drehbuch durch einen guten Cast aufgefangen werden kann; ein gutes Drehbuch durch einen schwachen Cast am Ende nicht wieder zu erkennen ist. In meiner Eigenschaft als Regisseur glaube ich, dass die Besetzung ausschlaggebend für den Erfolg eines Filmes ist.

Während ich das Drehbuch zu DIE ENTBEHRLICHEN geschrieben habe, wusste ich sofort, welcher Schauspieler welche Rolle spielen könnte. André Hennicke, Steffi Kühnert, Mathieu Carrière und Ingeborg Westphal waren meine Traumbesetzung! Aber wie sollte ich die erste Garde des deutschen Films für meinen Film überzeugen, zumal es mein erster sein würde und ich auch noch Regie führen werde!? Würden sich die Stars in die Hände eines Anfängers begeben, der außer Urlaubsvideos, die niemand sehen will, noch nichts gedreht hat? Für Kurzfilme habe ich einfach keine Zeit!

Ich würde ja auch nicht auf die Idee kommen, meine gesamte Crew mit Leuten zu besetzen, die noch nie an einem Filmset gestanden haben.

Ich ersparte mir Anrufe oder Gespräche, in denen ich mein Projekt präsentierte, wie das sonst üblich ist, sondern schickte ihnen das fertige Drehbuch, mit den genauen Drehzeiten und dem Vermerk, das es sich um eine „No Budget“-Produktion handeln würde. Natürlich wusste ich, dass die Rollen nicht dem gängigen Profil entsprachen, die Darsteller hierzulande angeboten bekommen. Alle Darsteller haben innerhalb einer Woche zugesagt, weil sie von der Geschichte überzeugt waren. Will heißen: Ich hatte innerhalb einer Woche die komplette Besetzung zusammen, selbst Nebenrollen mit Rang und Namen. Irgendwie war das Thema Regie nie Gesprächsstoff. Weder André noch Steffi noch Mathieu fragten, was ich denn so für filmische Referenzen hätte. Ich hätte auch nicht mehr sagen können, als das ich gern ins Kino gehe…

Der erste Drehtag beinhaltete alles, was nicht sein sollte: Die Maskenbildnerin erlitt am Vorabend einen Blutsturz, der Scriptfrau fiel zwei Tage vor Drehbeginn ein, dass sie doch schwanger sei und nicht arbeiten könne und der Fahrer gestand, das er gar keine Fahrerlaubnis hat. Wir hatten also weder Maske noch Script noch Fahrer. Auch das störte die Stars wenig, sie schminkten sich selbst und achteten darauf, dass alles am Set stimmte. Irgendjemand sagte, das Fritz Lang auch so gedreht hätte. So wurde das Ganze zum Konzept erklärt, jedenfalls für die ersten Tage. Also auf und zurück zu den Wurzeln des Films! Bis zum Ende der Produktion hatten wir übrigens tatsächlich keinen Fahrer und irgendwie ging es auch so! Natürlich wusste jeder, dass es bei dieser Produktion kein Geld gibt, was nicht heißen soll, dass die Darsteller und das Team umsonst arbeiten. In Low- und No-Budget Produktionen gibt es den so genannten Rückstellungsvertrag. Ein Vertrag, in dem die Gage festgeschrieben wird, aber solange zurückgestellt bleibt, bis die Einnahmen aus den Verkäufen des Filmes fließen. Dann bekommt jeder seinen Anteil.

Grundsätzlich kann man sagen, dass sich Stars von einem guten Drehbuch überzeugen lassen und gern bereit sind, auf üppige Gagen zu verzichten, wenn die Rolle es ihnen wert ist! Die Gagen explodieren vielleicht dann, wenn Buch und Rolle nicht den Erwartungen entsprechen: Schmerzensgeld! Das ist nur eine Vermutung. Aber wenn ich sehe, was für tolle Schauspieler für fragwürdige Filme drehen, könnte an der These doch was dran sein!

Andreas Arnstedt