Diktatur – Manipulation – Schizophrenie

Autor: Felix

Rubrik: Thema

Offener Brief an die Deutsche Filmakademie zur Verleihung des Deutschen Filmpreises 2010

„Warum DIKTATUR? Ich fühle mich diktatorisch bevormundet, wenn eine Jury vorentscheidet, über welche Filme ich entscheiden darf – und mir nur großzügig eine einzige Möglichkeit anbietet, auch nur einen der Filme meiner Wahl vorzuschlagen. Die Filmakademie wurde nicht zuletzt deshalb ins Leben gerufen, um das Jury-Unwesen abzuschaffen. Durch die Hintertür ist die Diktatur einer Jury zurückgekehrt. Offenbar misstraut man einem freiheitlichem Procedere un traut den Regisseuren, Kameraleuten, Produzenten etc. nicht zu, selbst die Besten aus ihren Reihen zu nominieren. Entmündigung und Diktatur statt Freiheit.

Warum MANIPULATION? Wenn es ein Film soweit gebracht hat, in der Kategorie „Bester Film“ nominiert zu werden, dann setzt die Manipulation der Filmakademie noch einmal ein. Ich möchte mich unter der Handvoll nominierter Filme nur für einen einzigen Film entscheiden – für meinen Lieblingsfilm. Das darf ich aber nicht. Ich muss insgesamt drei Filme wählen oder meine Stimme ist ungültig.  Ich muss also neben meinem Lieblingsfilm noch für zwei weitere Filme stimmen, die ich vielleicht absolut unterirdisch finde. Die Konsequenz dieser manipulativen Praxis ist, dass ein Film plötzlich die „Lola“ als bester erhalten kann, den alle Akademie-Mitglieder eigentlich gar nicht wählen wollten, den sie aber wählen mussten, damit ihre Stimme nicht ungültig wird! Unbegreiflich, warum man nicht mit einer einzigen Stimme nur den einen Film wählen darf, den man für den besten Film hält.

Warum SCHIZIPHRENIE ? Fast alle deutschen Filme entstehen heute mit Beteiligung des Fernsehens als Co-Produzent oder Co-Finanzier. Das Fernsehen ist deshalb seit Jahren zum entscheidenden Faktor für das Zusatndekommen eines Films geworden. Es ist Schizophrenie der Filmakademie diesen für den Film wichtigen Partner nicht zum vollwertigen Partner zu machen und ihn wie jeden anderen Produzenten zu beteiligen. Selbst TV-Co-Produzenten der in der Kategorie „Bester Film“ nominierten Filme werden nicht zu der vom Fernsehen (!) ausgestrahlten Lola-Show eingeladen oder müssen verzweifelt um ihr Ticket kämpfen. Schizophrener geht es nicht!

Wie grotesk die Jury-lastige Filmakademie inzwischen agiert, lässt sich auch am Lebenswerk-Preis für Bernd Eichinger ablesen. Nachdem Filmakademie-Initiator Eichinger mit wichtigen Filmen wie „Der Untergang“ und „Der Baader-Meinhof-Komplex“ praktisch ignoriert wurde, gibt ihm jetzt eine Jury wie als Wiedergutmachung einen Preis für sein Lebenswerk. Solche Preise verteilt man eigentlich an Persönlichkeiten eher am Ende ihrer Karriere. Will man mit diesem Preis erreichen, dass der 61-jährige Bernd zu produzieren aufhört, damit man ihn bei der nächsten von der Filmakademie-Jury  manipulierten Preisvergabe nicht wieder ignorieren muss?“

Gez. Eckhart Schmidt

(zur Zeit noch Mitglied der Filmakademie)

München, 19.04.2010